Von Samarkand hatten wir nun einen etwas längeren Trip vor uns über Shakhrisabz, dann Guzor und schließlich nach Boysun. Unsere tschechischen Freunde aus Khiva hatten wir bereits per Zufall in unseren Hostels in Bukhara und Samarkand wieder getroffen. Die beiden hatten trotz fließendem Russisch und langem Verhandeln für den knapp zweistündigen Trip nach Shakhrisabz 20.000 Som (5 €) statt den geforderten 25.000 pro Platz bezahlt. Außerdem mussten sie noch knapp 1 Stunde warten, bis der Taxi-Fahrer alle vier Plätze verkauft hatte.
Wir machten uns also auf ein interessantes „Gespräch“ mit den Taxi-Fahrern gefasst. Ausgerüstet mit einem Stück Papier („Shakhrisabz 2 x 15.000 Som“) hat es dann erstaunlicherweise keine 5 Sekunden gedauert, bis wir zwei Plätze hatten und die Fahrt losging. Offensichtlich hatte der Fahrer schon länger auf zwei weitere Mitfahrer gewartet und er hätte uns vermutlich auch für weniger Som mitgenommen. Es geht uns hierbei übrigens nicht darum, möglichst viel Geld zu sparen, sondern das Verhandeln ist hier Teil der Kultur und des Reise-Erlebnisses.
Wir hatten dann knapp 7 weitere Mitfahrer: eine ältere Dame (ich nenn sie jetzt mal Big Mama , weil sie die Hälfte der Rückbank belegte), ein Huhn und ein Vogel in Big Mama’s Tüten zwischen unseren Füßen, der Mann von Big Mama und einige Wellensittiche in seiner Kiste. Auf dem Weg hat Big Mama dann noch haufenweise Rhabarber eingekauft und ne Runde ausgegeben.
Die knapp zweistündige Fahrt von Shakhrisabz nach Guzor hat dann nur noch 7.000 Som pro Platz gekostet. Außer uns war noch ein achtzehnjähriger Clown und ein junges Mädchen mit an Board. Nach mehreren Unterhaltungen per Zeichensprache, Handyfotos und Taschenrechner hat der Clown tatsächlich noch versucht, Björn mit dem Mädel zu verkuppeln..
In Guzor wurden wir direkt an den nächsten Fahrer übergeben. Wir waren bereits 3 Mitfahrer (der Clown war auch noch mit dabei) und hatten keine Lust auf einen vierten Mitfahrer zu warten. Daher zogen wir eine unser vorbereiteten Joker-Karten („сколько стоит, если мы платим за оставшиеся места и немедленно уехать?“) und die Fahrt konnte sofort losgehen.
Nach knapp 3 amüsanten Stunden mit unsren neuen Freunden sind wir in Boysun angekommen und checkten in das einzige (wirklich grottige) Hotel im Stadtzentrum ein. Das einzig Positive: seit vier Tagen gab es endlich mal wieder eine warme Dusche! In Boysun haben nun erneut die typisch usbekische Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit zu spüren bekommen. Wir mussten nun unseren Trip in das Bergdorf Machay, die Wanderung nach Teshiktosh und einen Homestay in Machay für den nächsten Tag zu organisieren. Mit Hilfe einer weiteren Joker-Karte („нам нужен руководство отправиться в поход, чтобы Teshiktosh.“) hatten wir bald Telefonnummer und Namen von Familien in Machay, bei denen wir wohnen könnten. Außerdem hatten wir eine usbekische Englisch-Lehrerin am Handy eines Einheimischen und verabredeten uns für den nächsten Vormittag mit ihr. Beim abendlichen Streifzug durch die spartanischen Gaststätten in Boysun haben wir dann noch den englischsprachigen Bürgermeister von Boysun kennengelernt und er hat uns noch eine weitere Adresse in Machay gegeben. Mit Russisch-Kenntnissen wäre alles sicherlich einfacher gewesen. Aber wir waren uns sicher, dass wir mit Händen und Füßen genug erreicht hatten, um den Trip nach Teshiktosh morgen hinzubekommen!